Grundlagen: Tradition und Einheit
Der Tradition verpflichtet
In der Geschichte der Kirche haben sich die geistigen Strömungen der Epoche stets auch innerhalb der Kirche dargestellt. Das hat manchmal zu Spaltungen geführt und oft negative Auswirkungen gehabt. Andererseits hat aber so jede Zeit auch die ihren Notwendigkeiten entsprechenden geistlichen Gemeinschaften hervorgebracht. In der Nachkonzilszeit sind die Gebrochenheiten der Epoche - zwei Weltkriege in drei Jahrzehnten - auch innerhalb der Kirche sichtbar geworden. Das war wohl unvermeidlich. Entsprechend groß waren die Unruhe und die Unordnung. Umso wichtiger ist es, daß auch heute wieder geistliche Gemeinschaften entstanden sind und immer noch neu entstehen, die darauf gerichtet sind, die Wurzeln lebendig zu halten und an der Tradition anzuknüpfen. Ihnen fühlen wir uns verbunden.
Die Gründung des Instituts erfolgte zu einer Zeit, als sich bereits für die ganze Kirche - bei einigen willkommen, bei anderen nicht - die Erkenntnis abzeichnete, daß der "alte Ritus" nie abgeschafft worden war. Er gehört auch in der Gegenwart so untrennbar zum Leben der Kirche, wie er dieses Leben 1500 Jahre lang und länger genährt, geprägt und zum Ausdruck gebracht hat.
Es ist eine für die ganze Kirche wichtige Aufgabe, im öffentlichen Gottesdienst die ganze Tradition der Kirche aufzunehmen, ihren Reichtum darzustellen und so dazu beizutragen, das Leben der Kirche als ein Gewebe aus vielen Fäden in vielen Farben sichtbar zu machen, bei dem alles miteinander zusammenhängt. An dieser Aufgabe wollen wir mitwirken.
Wie konnte es überhaupt zu dem Eindruck kommen, daß in der Kirche alles geht und alles erlaubt ist - nur der alte Ritus nicht? Was ist da schief gelaufen? Papst Benedikt hat für die Antwort auf diese Frage den Begriff von der Hermeneutik des Bruchs gefunden - damit meint er den Versuch, alle Entwicklungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und natürlich ganz besonders auch das 2. Vatikanische Konzil so zu verstehen und so darzustellen, als ob sie etwas ganz Neues und Besseres als das Vorhergehende gebracht hätten. Dem will er sich entgegenstellen - und wir folgen ihm darin.
Das Institut bildet für Priester und für Laien einen Raum, in dem die überlieferte Liturgie lebendig ist, einen Raum, der ganz von dieser Liturgie durchdrungen ist - also nicht nur punktuell auf die Feier der alten Messe beschränkt, sondern so, daß aus dieser Liturgie heraus das ganze Leben gestaltet und geformt wird. So bildet es eine katholische Oase, eine Zufluchtsstätte in Berlin.
Leute kommen hier hin und atmen auf: "Hier kann man einfach so katholisch sein" - so soll es sein. Dabei sperren wir uns nicht gegen Entwicklungen und verschließen nicht die Augen vor der Gegenwart - dafür wäre Berlin ohnehin ein denkbar ungeeigneter Ort. Aber wir bleiben unbeirrbar dabei, daß im Leben der Kirche die Veränderungen nie das Wesen der Dinge betreffen können - es gibt keinen Bruch, und wo Spaltungen und Verwerfungen auftreten, muß man versuchen, sie zu heilen.
Das Institut setzt ohne Bruch auf dem Stand an, den die Kirche in fast 2000 Jahren entwickelt hat, und sieht die Kirche immer als ein Ganzes, das nicht nur eine räumliche, sondern auch eine zeitliche Dimension hat. In der "Demokratie" der Kirche haben auch die Heiligen, die uns vorausgegangen sind, volles Stimmrecht.
Schon vor dem Erlaß von Summorum Pontificum hat sich gezeigt, daß das ein tragfähiges Konzept für die Bildung und die geistige Förderung einer Gemeinde ist. Nach dem Erlaß von SP ist es möglich und notwendig geworden, noch stärker über die Gemeinde, die sich hier gebildet hat, hinaus zu wirken. Hierhin kommen Priester, die niemals die alte Liturgie erleben konnten, um einmal zu sehen, was es damit auf sich hat. Wir können sie dabei unterstützen, die Feier der überlieferten Form des Ritus selbst zu erlernen. Wir helfen ihnen bei der Schulung von Messdienern, die sie dann bei der Feier der hl. Messe in ihren Pfarreien unterstützen. Wir sehen uns dabei nicht als Missionare, sondern eher als Unterstützer.
Einheit in Verschiedenheit
Die Kirche ist ein Leib aus vielen Gliedern. In einer Pfarrgemeinde müssen viele Bedürfnisse abgedeckt und viele unterschiedliche Ansätze ausgeglichen werden. Eine Gemeinschaft wie das Institut kann demgegenüber in großer Freiheit seine Schwerpunkte setzen und ihr besonderes Charisma pflegen und entwickeln - und das ist bei uns in erster Linie der Einsatz dafür, daß wir das Erbe der Kirche pflegen und sichtbar machen.
In früheren Jahrhunderten gab es Vielfalt in der Kirche auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Da war die Vielfalt der Riten, die auch vom Konzil von Trient ausdrücklich nicht abgeschafft werden sollte, später freilich dem absolutistischen Zug der Zeit folgend von den meisten Ritengemeinschaften selbst aufgegeben wurde. Da war die Vielfalt der Ordensgemeinschaften, die in Anlehnung an außerordentlich unterschiedliche Gründerpersönlichkeiten ihr je eigenes Charisma entwickelten und höchst unterschiedliche "pastorale Konzepte" verfolgten. Und es gab eine Vielfalt der Theologenschulen, die alles, was nicht Dogma war, aus den verschiedensten Perspektiven beleuchteten.
Es hat immer Stellen in der Kirche gegeben, an denen besonders viel gebetet wird, an denen besonders viel für die Armen getan wird, an denen besondere Sorgfalt auf die Pflege des Gottesdienstes verwandt wird. Und gerade in dem Maß, in dem die Anforderungen der Gegenwart im normalen Pfarrbetrieb jede Konzentration auf Einzelgebiete unmöglich machen, ist es wichtig, daß es Orte und Einrichtungen gibt, die hier ihre je eigenen Schwerpunkte setzen. Es gibt in der Kirche nun einmal verschiedene Charismen. Diese Vielfalt abzulehnen abzuschleifen oder gar zu leugnen, bringt überhaupt nichts.
Die Kirche der Neuzeit, besonders deutlich seit dem 1. Vatikanum, leidet unter einer Vorstellung von Einheitlichkeit, die mit materieller Gleichförmigkeit verwechselt wird. Die Liturgie, der öffentliche Gottesdienst der Kirche, war davon besonders stark betroffen. Ein Beispiel dafür war der verhängnisvolle Versuch zu einer Latinisierung der in Einheit mit dem Papst stehenden Ostkirchen - durch den diese Einheit aufs höchste gefährdet wurde.
Ein anderes Beispiel von falscher Vereinheitlichung war der Versuch, durch die Ausdeutung des 2. Vatikanums in der „Hermeneutik des Bruches" und die davon beeinflußte Liturgiereform die Ansichten einer einzelnen theologischen Denkrichtung in der ganzen Kirche mit administrativen Mitteln durchzusetzen. Nie zuvor - nicht in der Scholastik des hohen Mittelalters und auch nicht in der Epoche der Gegenreform nach Trient - wurden von einer zeitweise dominierenden Strömung so autoritäre Mittel eingesetzt, um alle anderen an den Rand zu drängen oder ganz auszuschließen. Die wirkliche Einheit der Kirche zeigt sich im Zusammenspiel gewachsener historischer Strukturen - die waren allerdings zum Teil schon vor der Liurgiereform eingerissen und eingeebnet worden. Das 20. Jahrhundert wird nicht ohne Grund als das Jahrhundert des Totalitarismus bezeichnet. Diese falsche Vereinheitlichung wird glücklicherweise nicht erst seit dem Amtsantritt von Papst Benedikt zurückgedrängt.
Der neue Ritus sollte Einheitlichkeit herbeiführen, und hat doch nur die Tür zur Beliebigkeit aufgestoßen. Demgegenüber halten wir daran fest, daß Einheit nicht als Gleichschaltung verstanden werden kann - und daß andererseits auch Vielfalt nicht mit Beliebigkeit verwechselt werden darf. Das entscheidende Kriterium dafür - und dabei folgen wir ganz dem Papst - ist für uns die Tradition. Andererseits ist das Institut sicher kein Büro zur Beobachtung von Mißbräuchen und will auch nicht anderen vorschreiben, was sie machen sollen. Wir glauben auch gar nicht, daß wir alles besser machen als andere. Wir halten es nicht für besonders sinnvoll, in Abgrenzung oder gar als Richter auf das zu schauen, was andere machen.
Wir halten uns an den Papst und machen im Übrigen einfach das, was die Kirche so lange, wie man zurückschauen kann, gemacht hat, weil nicht das, was gestern richtig war, heute falsch sein kann. Wo die Übereinstimmung mit der Tradition gewollt und gewahrt wird, bleibt auch bei Verschiedenheit in den Formen und in den Ausprägungen der Spiritualität die Einheit im Wesentlichen erhalten.
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